29. Januar 2019
Man sagt Veränderung beginnt zu Hause. Deshalb arbeiten wir mit den Gemeinden in der Umgebung unseres Rettungszentrums in China daran, die Lebensbedingungen ihrer Haustiere zu verbessern.
Von Katherine Alexander, Tierarzthelferin
Es ist traurig, dass die meisten Hunde, die in den Gemeinden rund um das Chinesische Animals Asia Bärenrettungszentrum leben, die meiste Zeit ihres Lebens angekettet sind und selten einmal spazieren gehen oder herumlaufen können.
Sie bekommen unzureichendes Futter und haben nicht immer Zugang zu Wasser. Die meisten sind nicht kastriert, und die Besitzer von einer Operation zu überzeugen kann eine Herausforderung sein.
Für überzeugte Verfechter des Tierschutzes kann es eine Herausforderung bedeuten, mit anzusehen, wie Tiere diese Bedingungen jeden Tag aushalten müssen, aber unser Unbehagen ist nichts im Vergleich zu dem täglichen Leid der Tiere selbst.
Mit der Hilfe unserer Abteilung für Katzen- und Hundeschutz hat unser Team jedoch die Einstellung innerhalb unserer Nachbarschaft geändert, um die Leben dieser Tiere zu verbessern.
Spätestens seit 2011 haben wir alle Hunde und Katzen in der Nähe des Zentrums gegen Tollwut und andere Infektionskrankheiten geimpft und haben die Eigentümer von 15 Tieren davon überzeugt, einer Kastration zuzustimmen.
Jeden Monat untersuchen wir alle Tiere in der Umgebung der Rettungsstation und geben ihnen Mittel zur Vorbeugung gegen Flöhe und Parasiten.
Dies erhöht nicht nur das Wohlbefinden der Tiere selbst, sondern trägt auch zur Biosicherheit des Rettungszentrums bei.
Einer der Nutznießer dieser Unterfangen ist eine Hündin namens Jade, die lange leiden musste. Sie ist ungefähr vier Jahre alt, ist den ganzen Tag angekettet und lebt von Reissuppe.
Jade hat oft Schorf an ihren Ohren und Nase, wenn sie sich dort gekratzt hat. Es ist uns gelungen, den Zustand ihrer Haut durch eine Kombination von Steroiden und Antibiotika unter Kontrolle zu bringen, aber ihr Besitzer war darüber hinaus besorgt, weil sie harten Kot absetzt – wahrscheinlich bedingt durch die unzureichende Ernährung. Wir haben Jade eine ausgewogene Hundenahrung verabreicht und sehen bereits jetzt eine Verbesserung ihres Allgemeinzustands.
Wir werden Jades Besitzer weiterhin dazu ermutigen, sie öfter ohne Leine laufen zu lassen.
Einer der anhänglichsten Hunde der Nachbarschaft ist Blodwyn. Sie wurde jahrelang zur Zucht gebraucht und bekam seit wir sie kennen mehrere Würfe. Ihre Besitzer waren natürlich dagegen sie zu kastrieren, da sie die Welpen als Einnahmequelle sahen, aber mit Ausdauer und Aufklärung schafften wir es, die Familie davon zu überzeugen ihre Meinung zu ändern.
Heute ist Blodwyn unglaublich freundlich und liebt es gestreichelt zu werden. Sie wird nicht mehr an der Kette gehalten, und jedes Mal wenn sie uns in der Nähe ihres Hauses hört, kommt sie angelaufen und möchte am Bauch gekrault werden. Sie begrüßt uns und dankt uns dafür, dass wir uns um sie kümmern.
Hua Hua dagegen, wahrscheinlich eine Jack Russel Mischung, war immer in ihrem Vorgarten angekettet. Wir haben sie oft von ihren eigenen Fäkalien umgeben gesehen, und auch sie war nicht kastriert. Unser Team hat mit den Besitzern darüber gesprochen, ihr Wohlbefinden zu verbessern und erklärten ihnen wie wichtig es ist, ihre Fäkalien zu entfernen.
Nicht nur, dass die Familie begann, sie unter besseren hygienischen Bedingungen zu halten, sie stimmten ebenfalls zu, sie kastrieren zu lassen.
Das erste Mal, dass sie nicht angekettet war, war während des Fußwegs von ihrem Zuhause zu der Kleintierklinik des Rettungszentrums um den Eingriff vorzunehmen. Wir brauchten zweimal so lange wie normal bis wir ankamen, weil sie überall anhielt um zu schnuppern. Es war großartig sie ohne die Kette zu sehen, auch wenn nur für kurze Zeit, und wir werden weiterhin daran arbeiten ihre Besitzer von den Vorteilen zu überzeugen, Hua Hua mehr Freiraum zu geben.
Einer der örtlichen Hunde, die wir am besten kennen ist Buster. Über die Jahre hinweg wurde das Team des Rettungszentrums eine Art Mitbeschützer für Buster, und wir haben eine Vereinbarung, dass wir ihn jeden Tag von der Kette lösen und mit ihm spazieren gehen können.
Die Familie in der Nachbarschaft gibt ihm Futter und Wasser und wir geben ihm Material für seinen Schlafplatz und führen ihn aus und versorgen ihn tierärztlich. Er ist ein sehr liebenswerter Kerl und genießt Streicheleinheiten sehr. Wenn wir ihn ausführen ist dies die einzige Gelegenheit, bei der er nicht angekettet ist, also lassen wir ihn das Schritttempo bestimmen. Wir geben ihm ebenfalls die Möglichkeit ohne Leine in einem örtlichen Hundepark herumzulaufen.
Ein neuer Freund von uns ist ein kleiner Hund namens Cho Cho. Sie litt an einem schmerzhaften Nickhautdrüsenvorfall, da die Drüse in ihrem dritten Augenlid sich verschoben hatte, was sie für Schwellungen und Infektionen empfindlich machte.
Wir schafften es Cho Chos Augenproblem mit einem Eingriff zu korrigieren und überzeugten ihre Besitzer sogar zuzustimmen, bei der Gelegenheit Cho Cho kastrieren zu lassen.
Da sie nie sozialisiert wurde, ist Cho Cho nicht gerade der freundlichste Hund und bellt Menschen an, die sie nicht kennt, aber im Laufe der Zeit haben wir ihr Vertrauen gewonnen und sie lässt sich jetzt sogar von Hand füttern.
Aber die erfreulichste Veränderung, die wir erlebt haben, ist dass Cho Chos Besitzer nun mit ihr immer öfter spazieren gehen und ihr die notwendige Bewegung verschaffen. Ich habe ihren Besitzer vor ein paar Tagen sogar dabei gesehen, wie er Cho Cho im Dunklen und in der Kälte Gassi führte. Jedes Mal, wenn ich sehe, dass sie ausgeführt wird, erfüllt es mich mit Freude und Hoffnung, dass positive Beispiele gesehen, akzeptiert und angenommen werden. Veränderung breitet sich aus.
Ein großer Teil Arbeit liegt noch vor uns, das Wohl der Tiere zu verbessern. Aber Tag für Tag, Woche für Woche, Fall für Fall sehen wir eine Veränderung, und sie passiert vor unserer Haustür. Halter werden ihrer Verantwortung und der Bedürfnisse ihrer Tiere immer mehr bewusst. Sie akzeptieren immer öfter unsere Ratschläge, verändern etwas, und das Ergebnis ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der Tiere.
Wir wissen, dass wir für jedes einzelne Tier, das wir behandeln, etwas bewegen.
Nach ihrem Bachelor of Science als Tierarzthelferin am Royal Veterinary College und der Middlesex University im Jahr 2008 arbeitete Katherine Alexander in verschiedenen Ländern. Seit 2017 ist sie Tierarzthelferin im Animals Asia Bärenrettungszentrum in China (CBRC).