
Vom Generalverdacht.
Guten Abend liebe Leserin.
Guten Abend lieber Leser.
In der vergangenen Woche habe ich nach fünf Monaten bei Dr. Reiner Fuellmich nachgefragt, wie seine juristischen Ergebnisse aussehen. Mit Fuellmich hatte ich als erster deutscher Journalist ein Interview über die von Ihm und seinem Umfeld angestrebte Sammelklage gegen „Drosten und Co.“, wie er die beklagte Partei nennt, geführt.
Wer jemals mit Anwälten und Gerichten befasst war, der bekommt eine Idee von Einsteins Relativitätstheorie. In dieser Materie kann man das Verhalten von Raum und Zeit, erweitert um das Recht, erfahren. Alles bewegt sich relativ zueinander.
Meine daraus erarbeitete sehr einfache Formel lautet:
„Traue keinem Anwalt über den Weg.“ Gleich gar nicht einem Juristen, der das Scheinwerferlicht sucht.
Sorry to say, wenn es hier mitlesende Kanzleibetreiber gibt, ich bin Journalist, ich darf das schreiben. Mein Berufsstand steht auch unter Generalverdacht. Zu Recht. Gerade, wenn ich mir die Malaise in öffentlich-rechtlichem Rundfunk und den Print-Leitmedien ansehe.
Nun hatte ich mich also aufgemacht, Herrn Dr. Fuellmich Fragen zu stellen, wie das ein Journalist nun mal macht. Wie sieht’s mit einem ersten Ergebnis aus? Können Sie mal bitte erklären, was eine class-action gegen kanadische Indianer für die maskenverseuchte Lebenswirklichkeit einer deutschen Sparkassenangestellten bedeutet? Wie viele eingegangene Vorschusszahlungen haben Sie auf Verlangen zurückzahlen müssen? Etc.
Klare Fragen, lange Antworten.
In den Ohren einiger Hörer, erstaunlicherweise meist -rinnen, galten diese Fragen wohl als „Majestätsbeleidigung“. Man kann das an den zahlreichen Kommentaren unter dem Beitrag ablesen, die mir Unbotmäßigkeit und „Tonprobleme“ gegenüber Herrn Advokat unterstellten. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, würde diesen echauffierten Kommentaren nicht eine große Tragik innewohnen.
Durch Dekaden von Mainstream-Kopfspülung kennen leider viele Menschen in unserem Land nicht mehr den Unterschied zwischen Aktivismus und Journalismus.
Falls Sie das Video bzw. das Interview noch nicht kennen, geht es hier lang. das Interview hören Sie hier.
Ich war dabei
Die Ursachen für die Pressekrise, die Sie heute auch als „Lückenpresse“ und „Fakenews“- Thematik kennen, ist vielfältig und sprengt den Rahmen dieses Newsletters. Sie reicht aber zurück, mindestens bis in die 80er Jahre. Damals entstanden neue „Glaubensgrundsätze“ und „Regeln“, denen sich junge Journalisten und Redaktionsleiter unterwarfen. Zumeist aufgestellt von „Beratern“, die oft aus dem amerikanischen Medienmarkt kamen und den Deutschen, später vielen Europäern, mal erklärten, wie kommerzielle Medien – im Sinne der Gewinnmaximierung und Reichweitensteigerung – funktionieren.
Das war Mitte der 80er Jahre, als die kommerziellen Medien senden lernten. Die jungen deutschen Medienmacher warfen sich vor diesen Typen wie junge Hunde auf den Rücken. Sie waren die dozierenden „Glitzer-Götter“ aus dem Land des bunten Entertainments.
Enge Musikrotationen, ausschließlich mit Musiktiteln, die keine „Umschaltimpulse“ auslösen, wurden geresearched und ab sofort versendet. Moderatoren saßen in Sprecherkabinen, Legebatterien-ähnlich, und wurden geschult. Sie wurden darauf abgerichtet, wie man perfekt auf eine Rampe – den Teil am Anfang eines Songs, bis der Sänger einsetzt – Uhrzeit, Außen-Temperatur und „Die größten Hits und die schönsten Oldies“ bei Radio Kakadu verkauft. Leider haben wir hier nicht unseren eigenen, deutschen Weg in die bunte kommerzielle, elektronische Medienwelt gefunden. Unsere Dichter & Denker-Substanz hätte uns besser getan.
„Und ist der Journalist auch noch so fleißig, kein Beitrag geht über 1:30.“
Wie schwachmatisch diese Lehrformel war, die in jenen Jahren als Leitlinie für die Hörfunkbeiträge, zunächst im privaten und schnell auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk galt, zeigt sich am Unvermögen der heutigen „Journalisten“. Nehmen Sie mal einem Radiomoderator seine „Rampe“ weg. Neunundneunzig Prozent von denen sind nicht in der Lage 60 Sekunden sinnvoll, halbwegs intelligent, zusammenhängend ohne Skript – aus dem Stegreif – zu sprechen.
Ich habe als Journalistik-Dozent in den letzten Jahren in Arbeitsgruppen mit Hörfunkmitarbeitern regelmäßig diese Übung gemacht. Am Ende dieser Übung musste ich immer die gleiche Frage stellen: „Was suchen Sie eigentlich im Hörfunk?“
Das über die Mitarbeiterselektion so in den Sendern entstandene intellektuelle Vakuum ist bis heute zu hören oder im TV zu sehen. Übergroß. Analog hat sich der Print- und etwas später auch der Online-Markt entwickelt. Contentproduzenten haben Journalisten ersetzt. Oft. Der wirtschaftliche Druck in den Medien wirkt zudem wie ein Verstärker. Die Leidensfähigkeit muss groß sein, wenn man in den Beruf gehen will. Wer besser verdienen möchte, geht in die Wirtschaft.
Da kommt der Chef
Gerne erinnere ich hier z. B. an den Moderator Tilmann Schöberl, der in der Bürgerforum-Sendung des Bayerischen Rundfunk „Jetzt red i“, den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder servil mit den Worten begrüß: „…ich freue mich das der Chef heute persönlich hier ist.“ (Minute 18:34)
Nun, so sehen GEZ- Stichwortgeber und Zettelständer bei der Arbeit aus. Good bye, Journalismus.
Nun hat das Virus Sars-CoV-2 schon für Virologen Glatteispotential, bei den Vollgas-Medien ist es in den letzten zwölf Monaten aber zu einer journalistischen Massenkarambolage auf dem Klick-Highway gekommen. Der Journalismus liegt seitdem weitgehend auf der Intensivstation. Die vierte Macht im Staat steht kurz vor komplettem Organversagen.
Bei meiner Visite in einigen Leitmedien befürchte ich demnächst den Hirntot. Die Diagnose der ZDF-Zuschauerredaktion, die Pulsfühlung bei der Süddeutschen, und die wenigen kritischen Zuckungen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern bereiten Sorgen. In den kommenden Tagen werde ich hierzu einen „Arztbrief“ versenden. Noch sind wir in der Diagnose.
Den Konsumenten kann man allenfalls eine Teilschuld am Siechtum der Presse geben. Sie sind eben, zum Teil, mit Propaganda in diesen Medien sozialisiert. Womit sich der Kreis zu den Menschen schließ, die unbequeme oder kritische Fragen für unanständig halten.
Bleiben Sie kritisch, übrigens auch gegenüber den alternativen Medien, für jene gilt die gleiche beschriebene Analyse. Hier wird sich noch beweisen müssen, wer Ihr Vertrauen verdient. Ich gebe mir nach Kräften Mühe.
Leider geht mit der Erosion der die gesellschaftlichen Prozesse kritisch begleitenden Presse immer auch das Aufkommen von totalitären Strukturen einher. Das sollte uns beunruhigen.
Ralf Dahrendorf, den ich hier schon einmal zitierte, schreibt in seinem Band „Versuchungen der Unfreiheit“- Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung:
„Totalitäre Regimes sind spezifisch moderne Regimes der totalen Mobilisierung aller Menschen im Namen einer Ideologie und zum Nutzen eines Führers und einer kleinen Führungsclique.“
Dieser Satz mahnt uns täglich auf den politischen Pegelstand zu schauen, wenn es schon die in großen Teilen mitschwimmende Presse nicht mehr kann. Ein breiter Teil der Bevölkerung möchte die Realität des sich künstlich verengenden Meinungskorridors, nicht sehen. Kultur wird „gecancelt“ und Medienanstalten wollen missliebige Internetportale wegregulierten. Hannah Arendt soll mal gesagt haben:
„Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.“

Die Radarkontrolle |
![]() |
Vor zwölf Tagen hatte ich eine Umfrage auf der Website gestartet. Ein Anflugradar auf die Bundestagswahl, das keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebt. Rund 15.200 Stimmen wurden bisher abgegeben. Bemerkenswert finde ich dabei nicht jene Parteien, die hier viel Stimmen bekamen, sondern jene, die bei 0,1 % und 0,3 % liegen. Selbst wenn das Ergebnis, wie gesagt nicht repräsentativ ist, zeigt es doch das ein politisches Beben wahrscheinlicher sein kann als in vielen Jahren zuvor. Welches Ausmaß es auf der Richterskala haben wird, ist heute nicht vorhersehbar. Vielleicht fragen Sie sich ja in diesen Tagen ebenso wie ich, wo ist eigentlich die Kirche im Diskurs und was ist mit der seltsam stillen Kulturszene los? Dort wo auf Popbühnen die Protagonisten oft auch zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung nehmen, ist das Mikro aus. Kein Campino, kein Westernhagen, keine Fanta4, kein Niedecken. Starpinsel Markus Lüpertz sagte zuletzt über Politik im Land: „Da geht es nur noch darum, dem anderen zu schaden. Das ist keine Politik, das ist fürchterlich.“ Das war aber auch schon am 6. März 2019. Deswegen hier ein gelungenes Interview mit einem der wenigen Kulturschaffenden, der sich traut zu sprechen. Zum Nachhören. Sie kennen ihn schon, Jens Fischer Rodrian. Sie erfahren in dem Interview auch, warum sie in dieser bedeutenden Zeit so wenig von der Kulturszene hören. Ich empfehle Ihnen das Interview sehr. Bleiben Sie Demokratin und Demokrat. Das Mantra für die kommende Woche: Manchmal muss man das tun, wovor man am meisten Angst hat. Der Mut kommt immer erst danach. Prost! Ihr Markus Langemann PS: Ich komme immer mehr zu der Überzeugung. Drogen und Alkohol sind was für Anfänger! Wer richtig cool ist, zieht sich die Realität rein! |
Raffeisenbank Isar-Loisachtal eG IBAN:
DE05 7016 9543 0100 9017 84
BIC: GENODEF1HHS
Oder via PayPal. Einfach auf das Logo klicken. |
