“Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit aller Deutlichkeit kennt.“ (zugeschrieben Carl Jakob Burkardt)
Tja, mit dem “mit aller Deutlichkeit“ ist das so eine Sache, insbesondere in Zeiten, in welchen sich die Bühne des Illusionstheaters als eine gigantische grotesk-absurde, wabernde Nebelwand darstellt. Sobald man sich darüber klar wird, dass dieser ganze Nebel künstlich erzeugt wurde, sollten sich jedoch eine Reihe von Fragen eröffnen, wie beispielsweise:
Wer hat die Nebelmaschinen angeworfen?
Wer hat die Nebelmaschinen überhaupt aufgestellt?
Wer hat die Nebelmaschinen bezahlt?
Wer hat den Auftrag zur Vernebelung gegeben?
Und warum eigentlich? Zu welchem Zweck?
Nebel ist ein sehr hilfreiches Werkzeug zur Verhüllung von Abläufen im Hintergrund und der Nebel lässt nur einen begrenzten Blick auf eine jede dargebotene Zurschaustellung zu. Er unterstützt die Illusion in einer Form, welche den Betrachter unwillkürlich dazu veranlasst, die Darbietung entweder als vollständig anzunehmen oder, für die weiter Fortgeschrittenen, die unvermeidbaren vielen kleinen und bisweilen gar großen Unstimmigkeiten zur Kenntnis zunehmen und das stets in mehr oder weniger gleicher Form Verwendung findende Muster zu erkennen.
Bedauerlicherweise ist es eine durchaus übliche Herangehensweise der meisten Menschen, die ihrer Wahrnehmung bewusst entzogenen Teile, die Lücken, mit dem ureigenen Verständnis der “Welt“ zu schließen. Und damit wird eine in sich ständig in Bewegung befindliche Wahrnehmung erzeugt, welche vollständig abhängig von lebenslang einprogrammierten “Erfahrungen“ ist, wie sie ein jeder von uns sein Eigen nennt.
Und doch ist der überwiegende Teil davon von außen induziert, also bewusst und mit Vorsatz von außen in unseren Verstand hineinprojiziert. Neben den eigenen Erlebnissen beruht der Bärenanteil unseres jeweiligen Weltverständnisses auf Erzählungen; Erzählungen von irgendwelchen Erfahrungen anderer und Erzählungen, welche von anderen zwecks Beschäftigung und Ablenkung angeboten werden. Wir sind diejenigen, welche die Wahl treffen, dieser oder jener Erzählung unseren Glauben zu schenken, sie anzunehmen und möglicherweise unsere Handlungen danach auszurichten. Wir sind diejenigen, welche die Wahl treffen, womit wir uns beschäftigen … lassen. Und Angebote gibt es unzählige, zu jeder Zeit, für jeden Geschmack….