von Guido Grandt
Lieber Leser,
Der Ruf nach einem neuen, einem besseren Bürger und die damit einhergehende „Umgestaltung“ des Individuums zeichnet alle Diktaturen aus. Auch jene unter den Nazis. Dennoch können Sie gerade das in der Zeit lesen. Unglaublich aber wahr:
In dem Gastkommentar „Europa braucht bessere Bürger“ vom 5. August 2016 geht Alexander Görlach in die Vollen. Der Theologe, Linguist, Herausgeber und Chefredakteur des Debattenmagazins The European schießt dabei und sprichwörtlich den Vogel ab! Seiner Meinung nach gibt es in Europa nur „apathische, konsumgeile Wähler, die Rechtspopulisten hinterherlaufen“. Das wäre das „wahre Demokratiedefizit der EU“.
Nein, das ist kein Witz, sondern bittere Realität.
Görlach verherrlicht in der Zeit geradezu die EU. Schon lange gebe es den Traum, die „Völker der Alten Welt“ im Geist eines „christlichen Humanismus“ zu vereinen und zu verbinden. Nachdem die Glaubenskriege der Reformation diese Utopie zerstört hätten, wäre Europa in Chaos und Tod versunken. Später sei dann ein Neuanfang möglich geworden. Und auch die neue Friedensordnung nach dem Zweiten Weltkrieg wäre erfolgreich gewesen, weil sie „das Heute und das Morgen – Projekt und Utopie – in hervorragender Weise“ miteinander verbunden hätte.
Soweit so gut, könnte man meinen. Aber nach dieser EU-Glorifizierung folgt noch die des Euro. Indirekt natürlich. Und zwar so: Die Aussage, dass Völker, die eine gemeinsame Währung hätten, nie wieder Krieg miteinander führen würden, sei so „simpel wie wahr“. Deswegen sei der „Primat des Politischen in der Europäischen Union immer richtig und essenziell“ gewesen. Auch der Euro, um eine „umfassende Friedensordnung zu erhalten“. Und dann behauptet Görlach doch tatsächlich noch, dass vor allem die jungen EU-Bürger an die europäische Idee glauben würden. Auch im Süden und Osten Europas.
Wie bitte?
Haben denn weder der Gastkommentator noch die Zeit-Redaktion jemals etwas von der Verarmung der südeuropäischen EU-Mitgliedstaaten aufgrund der sozialfeindlichen Troika-Sparprogramme gehört? Von den Millionen Hungernden, die mit den hinzugekommenen Flüchtlingen an den Essens-Tafeln stehen, vorausgesetzt, es gibt überhaupt welche? Von den hunderttausenden Kindern und Jugendlichen, die auf den Straßen leben müssen? Von den gigantischen Enteignungen von Sparern und Rentnern aufgrund der verheerenden Finanzpolitik der EU und EZB? Von den Kranken, die in Hospitälern nicht mehr behandelt werden, weil sie keine Mittel haben ihre medizinische Betreuung zu bezahlen? Von den osteuropäischen Mitgliedsländern, die aufgrund der fehlgeleiteten Flüchtlingspolitik die Union längst verdammen?
Auf welchem Planeten leben denn diese scheinbar so renommierten Medien und ihre Kommentatoren? Machen Sie dem ein Ende. Zeigen Sie, dass Sie weder apathisch sind, noch irgendwelchen Populisten hinterherlaufen. Zeichnen und verbreiten Sie deshalb eine unserer aktuellen Petitionen. Hier:
https://www.volkspetition.org/
Denken Sie immer daran: Sie haben ein Recht auf die Wahrheit!
Herzlichst
Ihr Guido Grandt